[Inspiriert durch einen verrückten alb/traum]
Auf der Alm vergeht keine Zeit ohne Raunzen – weil die Alte, wütend auf eines ihrer Töcherl ist. Diese hat die Alte zur Weißglut gebracht, ist sich selbst aber keiner Schuld bewusst. Die andere schaut zu, steht wie Mutter, Vater, Schwester und Freundin von der Stadt am Balkon und blickt in das weite Land hinaus. Überlegend, wie sie die Lage beruhigen kann, sieht aber keinen Ausweg, nur das leuchtende Grün abseits des Holzgeländers.
Ein Schrei – die Alte nimmt ihre Sichel und hakt der Bösen damit in die Schläfe. Die Sichel steckt, die Schwester neckt und meint, die Alte wird gerächt werden. Den Mord am Kind voll Furcht erkennend, springt sie vom Balkon in ein Nichts aus Bäumen und Felsen. Ihr Dirndlkleid bläst sich zu einem Ballon auf, fängt die Alte aber dennoch nicht sicher am Boden ab. Diese zerschellt im Untergrund.
Die Augen der Beteiligten sind verschreckt auf die blutende Schwester gerichtet, die siecht und leidet, mit der Sichel im Hirn. Keine Rettung per Telefon auf der Alm. Es gibt nur die schnelle Talfahrt per Rad. Die gute Schwester, sich verlassend, dass der Vater die Böse derweilen umsorgt, schnappt sich ihr neues Mountainbike – noch nie benützt für Notfälle, aber mit starken Bremsen – und hört noch die achtgebenden Anweisungen des Vaters hinterher schnellen. Die Freundin, tollpatschig und entenfüßig wie immer, will mit. Nimmt sich ein Rad und eilt hinterher. Bergab die Wiese ins Tal zum Telefon. Die roten Markierungen sollen sie nehmen, da sind sie am schnellsten und sichersten unten. Immer zurückschauend auf die städtische Freundin, welche die Bergschwester von einem weiteren Unglück abhält – ohne sie wäre die Gute schon längst unten. Durch Wäldchen und über Äste treten sie dahin. Zickzackfahrend bei den steilsten Hängen – wie der Vater verordnet. Vor sich die weite Ebene, im Hintergrund die grausige Verletzung der Schwester, die es zu retten gilt. Das erste das sie sehen, ist ein Reitergestüt. Koppel und Zäune – kein Fluchtweg, kein Durchgang zum Telefon. Sie umrunden die Absperrungen und sehen einen Bauern beim Mähen der Wiese. Laut ist die Maschine, der Bauer sieht die Mädchen. Die Gute deutet ihm „Telefon“, er versteht, stellt die Maschine ab, gibt ihnen wortlos sein Handy. In aller Eile überlegt sie welche Nummer die Rettung hat. Ja, einen Hubschrauber brauchen sie, der Mord ist auf der Weilsfurtheralm passiert. Hoch in den Bergen – keuchend und schwitzend vom langen Weg – droben, wo nur mehr Sonnenschein ist. Die Freundin langt nach dem Apparat und schmeichelt dem Rettungsmann. Es sei dringend, schnell. Sich umblickend nach der Alten, die tot unten liegen muss, denkt die Gute nach – ist sie gar heruntergerollt? Der Bauer spricht hoffnungslose Worte, keine Chance die Schwester zu retten: eine Sichel im Kopf bedeutet einen raschen Tod.
Copyright: Verena Grafinger (Schnitzhofer), 8. 3. 2003